Heidelberg möchte Flüchtlinge integrieren
Oberbürgermeister Dr. Würzner: Verteilung über gesamtes Stadtgebiet in kleineren Wohneinheiten
Heidelberg bereitet sich darauf vor, im nächsten Jahr weitere Flüchtlinge aufzunehmen. „Wir erleben gerade einen Zuzug von Flüchtlingen historischen Ausmaßes“, sagte Oberbürgermeister Dr. Eckart Würzner am 23. November 2015 im Rahmen einer Pressekonferenz im Rathaus. „Derzeit befinden sich knapp 60 Millionen Menschen auf der Flucht. Tausende kommen täglich nach Deutschland. Davon sind auch wir in Heidelberg betroffen“, so Würzner.
Derzeit ist die Stadt Heidelberg wegen des Landesregistrierungszentrums in Patrick Henry Village noch von der Aufnahme weiterer Flüchtlinge befreit. Das, so Würzner, könne sich allerdings vor dem Hintergrund der Zuzugszahlen schnell ändern. Dafür möchte Heidelberg gut vorbereitet sein.
Das Stadtoberhaupt kündigte an, dass 2016 deshalb für voraussichtlich 1.500 bis 1.800 Flüchtlinge zusätzliche Unterbringungsmöglichkeiten geschaffen werden müssen. Die Stadt Heidelberg setzt dabei weiter auf ihr bewährtes Konzept der Integration. „Wir möchten Menschen auf der Flucht in überschaubaren Einheiten und verteilt auf alle Stadtteile unterbringen“, so Würzner. Die Alternative seien Massenlager in Sporthallen oder Zeltlagern. „Das entspricht in keiner Weise unserer Vorstellung von Integration. Wir möchten unseren Heidelberger Weg fortsetzen und den Menschen auf der Flucht einen Platz mitten unter uns in unserer Stadt bieten“, so Würzner. „Von einem stabilen Gefüge profitieren wir alle.“
Die Verwaltung hat deshalb eine Auflistung von möglichen Standorten für Unterkünfte im gesamten Stadtgebiet erarbeitet. Zentral waren dabei Kriterien wie die Anbindung an die Nachbarschaft, der Zugang zu Schulen, Sport-, Kultur- und Freizeiteinrichtungen und die Anbindung an den ÖPNV.
„Mit dieser Strategie bereiten wir uns darauf vor, schnell und flexibel auf die Zuweisung von Flüchtlingen reagieren zu können“, betonte auch Bürgermeister Dr. Joachim Gerner, in dessen Zuständigkeitsbereich die Aufnahme von Flüchtlingen in Heidelberg fällt.
Über die Vorschläge der Verwaltung werden sich die Vertreter des Gemeinderates zunächst in nichtöffentlicher Sitzung beraten. Auch die Vertreter der Bezirksbeiräte und Stadtteilvereine werden zeitnah informiert. Am 10. Dezember befasst sich der Heidelberger Gemeinderat dann abschließend in öffentlicher Sitzung damit, an welchen Orten im Stadtgebiet Flüchtlinge untergebracht und gut integriert werden können.
Von einer weiteren massiven Belegung der ehemaligen US-Kasernen möchte die Stadt Heidelberg absehen. „Das würde zu Ghettos mit tausend Flüchtlingen und mehr ohne gewachsene Nachbarschaften führen. Das wollen wir unbedingt vermeiden“, so Würzner. „Außerdem brauchen wir die Konversionsflächen dringend als Entwicklungsflächen für unsere wachsende Stadt und für Wohnraum, der für alle Bevölkerungsschichten in Heidelberg benötigt wird“, sagte Würzner.
Derzeit leben etwa 600 Flüchtlinge in kommunaler Verantwortung in Heidelberg, die im Asylverfahren sind. Sie sind in überschaubaren Wohneinheiten im Stadtgebiet untergebracht, unter anderem in der Hardtstraße und den Patton Barracks in Kirchheim, der Henkel-Teroson-Straße im Pfaffengrund und im ehemaligen Hotel Metropol in Bergheim. Außerdem betreibt das Land Baden-Württemberg ein zentrales Registrierungszentrum in Patrick Henry Village, in dem täglich rund 600 Flüchtlinge registriert und gesundheitlich gecheckt werden, ihren Asylantrag stellen und in Kommunen oder Erstaufnahmestellen weiterverteilt werden.

